How to remain upright in times of systemic change
A manifesto for alert minds, artists, and people who want to take responsibility
(by Kwatch, Worpswede, 2025)
I. The silent implosion of the old world
“The world is no longer changing—it is transforming.”
Something old is breaking—quietly, but irreversibly.
Not in explosions or revolutions, but in the noise of data streams, in the algorithm of convenience, in the forgetting of one’s own.
Technology, artificial intelligence, automation – these are no longer visions of the future, but the present heartbeat of a new era.
We are in the midst of a transition that many still consider a storm on the horizon. But the storm is already here.
It has changed our work, our relationships, our language, our thinking.
It is changing what it means to be human.
And while the world is transforming at breakneck speed, Germany – the land of poets, thinkers, and engineers – seems like a sleeping animal: sated, heavy, bureaucratic.
Here, people talk about climate targets and funding pots, about dominant culture and justice, as if the future were an administrative act.
But the world outside no longer knows any forms.
II. Erosion as a process, not an event
“Systems don’t collapse—they erode until they are hollow.”
Societies rarely disintegrate suddenly.
First, a system loses its mobility, then its language, then its soul.
We are experiencing exactly that:
- Work that loses its meaning.
- Education that becomes obsolete before it begins.
- Politics that no longer knows which direction to take.
- People who sense that something is wrong – but cannot find the words to express it.
But erosion is not an end, but a transition zone.
In it, the living separates from the rigid.
Only those who remain alert can traverse it without losing themselves.
III. Four ways to stay upright
1. Clarity instead of panic
Knowledge protects. Panic paralyzes.
The future is shaped not by the loud, but by the alert.
Accept change as a law of nature, not as a crisis.
Recognize that it was an illusion – movement is the real security.
2. Digital self-empowerment
AI is not an enemy, but a tool.
Learn to use it before it replaces you.
Create content instead of consuming it.
Build a digital home that belongs to you – independent of platforms.
That way, you remain free when systems fluctuate.
3. Economic agility
The new security is: small, adaptable, real.
Keep your structures light, your costs low, and your thinking open.
Invest in skills, tools, and relationships – not in status symbols.
When old markets collapse, new ones emerge where people create value.
4. Simplicity as a strategy
Reduce before reality reduces you.
Fewer possessions, less noise, fewer distractions – more space for yourself.
Sovereignty begins where needs end.
The future belongs to those who are free – not those who have a lot.
IV. Culture as a counterforce
“Art is the last bastion of the living.”
Art, thought, language – these are not luxuries.
They are the antidote to dehumanization.
When algorithms structure the world, art remains the place where humans recognize themselves.
Not as data points, but as consciousness.
An artist of this time is not a decorator of society.
They are witnesses, translators, reminders.
They do not reflect the visible, but rather that which is in danger of being lost:
dignity. Consciousness. Courage.
V. Community of the vigilant
No one goes through this change alone.
The future will not be centrally governed, but rather decentrally lived –
in studios, workshops, kitchens, gardens, digital spaces.
Wherever people connect because they act instead of complaining,
what used to be called the common good emerges – not through programs,
but through attitude.
These small circles are the new monasteries of our time :
places where knowledge, art, and humanity survive when systems falter.
VI. Freedom in uncertainty
“When the old falls, space is created. And this space belongs to those who fill it.”
Perhaps there is no doom in all this, but rather an invitation.
An invitation to rethink the concept of “progress”:
not as technical acceleration, but as human maturity.
If we have the courage to wake up,
this era of loss of control can become a time of awakening.
Change is coming—but how we respond to it
remains our decision.
Let us remain upright.
Let us remain awake.
Let us remain human.
(—Worpswede, 2025)
Wie man in Zeiten des Systemwandels aufrecht bleibt
Ein Manifest für wache Geister, Künstler und Menschen, die Verantwortung tragen wollen
(von Markus Lippeck, Worpswede, 2025)
I. Die stille Implosion der alten Welt
„Die Welt verändert sich nicht mehr – sie verwandelt sich.“
Etwas Altes zerbricht – leise, aber unumkehrbar.
Nicht in Explosionen oder Revolutionen, sondern im Rauschen der Datenströme, im Algorithmus der Bequemlichkeit, im Vergessen des Eigenen.
Technologie, künstliche Intelligenz, Automatisierung – das sind keine Zukunftsvisionen mehr, sondern der gegenwärtige Herzschlag einer neuen Epoche.
Wir stehen mitten in einem Übergang, den viele noch für einen Sturm am Horizont halten. Doch der Sturm ist längst da.
Er veränderte unsere Arbeit, unsere Beziehungen, unsere Sprache, unser Denken.
Er verändert, was „Menschsein“ bedeutet.
Und während sich die Welt mit rasender Geschwindigkeit transformiert, wirkt Deutschland – das Land der Dichter, Denker und Ingenieure – wie ein schlafendes Tier: satt, schwer, bürokratisch.
Man spricht hier von Klimazielen und Fördertöpfen, von Leitkultur und Gerechtigkeit, als sei die Zukunft ein Verwaltungsakt.
Doch die Welt draußen da kennt kein Formular mehr.
II. Die Erosion als Prozess, nicht als Ereignis
„Systeme brechen nicht zusammen – sie erodieren, bis sie hohl sind.“
Gesellschaften zerfallen selten plötzlich.
Zuerst verliert ein System seine Beweglichkeit, dann seine Sprache, dann seine Seele.
Wir erleben genau das:
- Arbeit, die ihren Sinn verliert.
- Bildung, die veraltet, bevor sie beginnt.
- Politik, die keine Richtung mehr kennt.
- Menschen, die spüren, dass etwas nicht stimmt – aber keine Sprache dafür finden.
Doch Erosion ist kein Ende, sondern eine Übergangszone.
In ihr trennt sich das Lebendige vom Erstarrten.
Nur wer wach bleibt , kann sie durchqueren, ohne sich zu verlieren.
III. Vier Wege, aufrecht zu bleiben
1. Klarheit statt Panik
Wissen Schützt. Panik lähmt.
Die Zukunft wird nicht von den Lauten, sondern von den Wachen gestaltet.
Akzeptiere Wandel als Naturgesetz, nicht als Krise.
Erkenne, dass eine Illusion war – Bewegung ist die eigentliche Sicherheit.
2. Digitale Selbstermächtigung
KI ist kein Feind, sondern ein Werkzeug.
Lerne sie zu nutzen, bevor du dich ersetzt.
Erzeuge Inhalte statt Konsum.
Baue dir ein digitales Zuhause, das dir gehört – unabhängig von Plattformen.
So bleibst du frei, wenn Systeme schwanken.
3. Wirtschaftliche Beweglichkeit
Die neue Sicherheit heißt: klein, anpassungsfähig, echt.
Halte deine Strukturen leicht, deine Kosten niedrig und dein Denken offen.
Investiere in Fähigkeiten, Werkzeuge und Beziehungen – nicht in Symbole von Status.
Wenn alte Märkte zerfallen, entstehen dort neue, wo Menschen Wert schaffen.
4. Einfachheit als Strategie
Reduziere, bevor dich die Realität reduziert.
Weniger Besitz, weniger Lärm, weniger Ablenkung – mehr Raum für das Eigene.
Souveränität beginnt dort, wo Bedürfnisse enden.
Die Zukunft gehört jenen, die frei sind – nicht jenen, die viel haben.
IV. Kultur als Gegenkraft
„Kunst ist die letzte Bastion des Lebendigen.“
Kunst, Denken, Sprache – sie sind kein Luxus.
Sie sind das Gegengift gegen Entmenschlichung.
Wenn Algorithmen die Welt strukturieren, bleibt Kunst der Ort, an dem der Mensch sich selbst erkennt.
Nicht als Datenpunkt, sondern als Bewusstsein.
Ein Künstler dieser Zeit ist kein Dekorateur der Gesellschaft.
Er ist Zeuge, Übersetzer, Erinnernder.
Er spiegelte nicht das Sichtbare wider, sondern das, was verloren zu gehen droht:
Würde. Bewusstsein. Mut.
V. Gemeinschaft der Wachen
Niemand geht diesen Wandel allein.
Die Zukunft wird nicht zentral regiert, sondern dezentral gelebt –
in Ateliers, Werkstätten, Küchen, Gärten, digitalen Räumen.
Überall dort, wo Menschen sich verbinden, weil sie handeln statt klagen,
entsteht das, was man früher Gemeinwohl nannte – nicht durch Programme,
sondern durch Haltung.
Diese kleinen Kreise sind die neuen Klöster unserer Zeit :
Orte, an denen Wissen, Kunst und Menschlichkeit überleben, wenn Systeme wanken.
VI. Freiheit im Ungewissen
„Wenn das Alte fällt, entsteht Raum. Und dieser Raum gehört jenen, die ihn füllen.“
Vielleicht liegt in all dem kein Untergang, sondern eine Einladung.
Eine Einladung, den Begriff „Fortschritt“ neu zu denken:
nicht als technische Beschleunigung, sondern als menschliche Reife.
Wenn wir den Mut haben, aufzuwachen,
kann diese Epoche der Kontrollverluste eine Zeit der Bewusstwerdung werden.
Der Wandel kommt – aber wie wir ihm begegnen,
das bleibt unsere Entscheidung.
Bleiben wir aufrecht.
Bleiben wir wach.
Bleiben wir menschlich.
